Lernen und Zusammenleben. Dr. Uwe Wiest



Die Achilles-Ferse des Menschen

oder die  Konstruktionsfehler des Homo Sapiens

18.9.2017     13.10.2019     25.3.2020     21.2.2022

18. September 2017

Der Mensch ist ein intelligentes Wesen, er überwindet die Einschränkungen seines Wahrnehmungssystems und erkennt die objektive Welt. Er besiegt oder vermindert Krankheit, Armut, Altern, breitet sich hemmungslos aus, eignet sich seinen Planeten an, dringt ins Weltall vor.

Trotzdem läuft die Entwicklung des Menschen nicht rund, im Gegenteil, er ist sich selber eine tödliche Gefahr.

Seine Macken:

  • Freund- und Feindbilder, um eigenes verwerfliches Tun zu rechtfertigen. In diese Kategorie gehört die militärische Aufrüstung, Waffenverkäufe an „gute“ Systeme, die sich morgen als schlechte Systeme erweisen, die Überlegung, Konflikte mit Atombomben auf Zivilisten zu lösen. Aggressive Religionen, die als Vorwand der Machtausübung und Ausbeutung dienen.

  • Kurzfristiges Denken, Planen, Handeln. Vernachlässigen der mittelfristigen und langfristigen Perspektive. Dazu Christian Stöcker, spiegel online 8.3.2010

  • Bevorzugung der sofortigen Belohnung. Diese ist anscheinend nicht unter Kontrolle der Vernunft, oder wie man heute sagt, des Großhirns (Seit man heute weiß, wo die Vernunft steckt, sagt man „Großhirn“. Klingt wissenschaftlich, damit ist aber nichts gewonnen).

  • Bevorzugung des eigenen Nachwuchses, der eigenen Klientel, der eigenen sozialen Klasse, des eigenen Volks, der eigenen Religion, kurz gesagt: die Menschheit wird nicht als gemeinsame Familie gesehen.

  • Eigentum, Bereicherung. Wer die Gelegenheit hat, sich die Taschen voll zu stopfen, stopft sich die Taschen voll (dabei ist es völlig egal ob jemand Christ ist oder Sozialdemokrat, Kommunist, links oder rechts).

  • Eigenes Eigentum wird geschützt und vermehrt, die öffentliche Hand darf geschädigt werden. Folge: steinreiche Familien, Stars, marode Finanzen der Kommunen.
    Andere dürfen am Rande des Existenzminimums schuften: Prekäre Beschäftigungen.

  • Schlechtes Benehmen bei öffentlichem Eigentum und in der Natur, gutes auf dem eigenen Grundstück oder in der eigenen Wohnung. (Stichwörter: Hundekot, Müll, Vandalismus in öffentlichen Toiletten, Zigaretten-Kippen, Lärm - und in ganz großem Stil: Verdreckung der Gewässer und der Weltmeere mit Plastikabfall).

  • Schlechtes Benehmen, wenn es keiner sieht.

  • Schlechtes Benehmen, wenn niemand einen belangen kann.

    (zwei Regeln, die viele Kriminelle nicht begriffen haben. Die sitzen dann ein, die anderen nicht).

  • Tierschutz für niedliche Tiere, Foltern und Töten von Tieren, die der Mensch aufessen will oder für Bekleidungszwecke benötigt.

  • Nicht zuletzt: Herrschaft von Männern über Frauen, Aggressionspotential und Kriminalität von Männern.

Welche Phänomene sind davon betroffen?

  • Der Zusammenbruch der sozialdemokratischen Parteien (Solidarität wird nicht mehr gebraucht und auch von Sozialdemokraten nicht mehr ausgeübt).

  • Korruption der Regierenden. Finanzamt-Betrug des normalen Bürgers. (Dem fehlen allerdings die tollen Gelegenheiten).

  • Die Aufrüstung und die lokalen Kriege. Wir schmeißen keine Bomben auf die eigenen Großstädte. Wir weinen über sieben Terror-Opfer und ignorieren Hunderttausende von Toten in anderen Ländern.

  • Die Umweltzerstörung wegen kurzfristiger Gewinne einiger weniger.

  • Die Bekämpfung des Journalismus (Gefängnis, Morde).

  • Die immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich in den sogenannten Industriestaaten.

Der Mensch kann sein eigenes Paradies schaffen.

Kann er? Die negativen und positiven Eigenschaften des Menschen sind stark ineinander verquickt.

Eins von vielen Beispielen: ohne das Militär gäbe es keine Weltraumfahrt.


13. Oktober 2019

  • Unter dem Titel "Siegfrieds Lindenblatt" habe ich die vielen Optionen aufgezählt, die die Gattung Mensch hat, um sich selber zu vernichten.

    Dazu gehört das kurzsichtige Gewinnstreben und die fehlende Verantwortungsbereitschaft  für die Grundlagen allen Lebens auf dieser Erde.

  • Leider gibt es einige vor allem männliche Prominente, die plump gegen Greta Thunberg und die ganze Jugendbewegung wettern und sich damit ein ganz schlechtes mentales Zeugnis ausstellen.

    Nach dem Motto: Man muss nur von den jungen Kritikern dieses Planeten-Raubbaus verlangen, dass sie selber asketisch-perfekt leben. Andernfalls kann man ihre Forderungen in die Ecke stellen - und alle drecken weiter herum wie bisher.

    Es sind die Generationen davor, die diese Wegwerf-Gesellschaft, diese Gier nach immer mehr und für die eigene Gruppe, geschaffen hat - und diese Jugend sozialisiert hat.

    Toll, das junge Menschen sich neben sich stellen können und erkennen, dass es so nicht weiter geht.

  • Wozu sind Klima-Demos da und wozu nicht?

    • Sie sind dazu da, auf ein für die Menschheit, nein, für alle Lebewesen, drohendes Desaster hinzuweisen und zu fordern, dass alle Verantwortlichen etwas dagegen unternehmen.

    • Sie sind nicht dazu da, Expertenurteile abzugeben. Experten, die wissenschaftlich begründet schlimme Prognosen für die Lebensgrundlagen auf der Erde abgeben, gibt es genug.

    • Klimaaktivisten müssen keine perfekt umweltbewusste Lebensweise dokumentieren. Das können Einzelne nur begrenzt, und das ist eine andere Ebene.
      Im übrigen, würden sie radikal umweltfreundlich leben, bekämen sie sehr schnell das Image von Sektierern, über die man herziehen kann.

  • Nimmt die Weisheit mit dem Lebensalter zu? (In Politik und Wirtschaft werden die Erfahrenen Bewährten vorgezogen. "Wir lassen uns doch von Küken nichts sagen")
    Wenn dem so wäre, würde bei der Alterslastigkeit in den Führungsetagen die Weisheit pur ausbrechen. Es ist wohl eher so: man hat seine Bindungen, seinen Platz in der Gesellschaft, seine Angewohnheiten, seine Verpflichtungen (was das auch immer ist), seine Mutlosigkeit, seine Starre ...

    Es besteht überhaupt kein Grund, einer bestimmten Altersgruppe mehr oder weniger zu vertrauen. Und: die Frische, die Begeisterungs-Fähigkeit, die Rigorosität, der unverstellte Blick auf die Dinge, kommen eher von den Jungen.

    25. März 2020

    Der Mensch ist ein geselliges Wesen. In Gruppen, Events, gehen die Gefühle so richtig hoch her. Es fällt dem Menschen normalerweise sehr schwer, allein zu sein.

    Der Mensch hat sich die natürlichen Feinde, so scheint es, vom Hals geschafft. Andere Arten, die stören, unangenehm oder gar tödlich sein können, wurden in die Schranken verwiesen. Die Insekten werden immer weniger.

    Die Menschen vermehren sich insgesamt gesehen ungesteuert, hemmungslos. Exponentiell. Man sehe sich die Zunahme der Weltbevölkerung der letzten 500 Jahre an. Würde das die nächsten hundert Jahre so weiter gehen, wird die ganze Welt zu einer U-Bahn ist der Rush-Hour. Dafür verschwinden alle Lebewesen, die wir nicht unmittelbar benötigen.

    Die Gesundheit der meisten Menschen wird immer besser, die Ernährungslage ist gut, sieht man von einigen Regionen ab, für die das nicht gilt, die aber in der Minderheit sind.

    Sie bewegen sich über den ganzen Planeten. Mit Geschwindigkeiten, die Weltreisen zu Ausflügen machen.

    Sie vermüllen die Erde. Wie Ratten auf zu engem Raum, die einst an ihren Exkrementen zugrunde gehen? So weit ist es noch nicht. Noch nicht.

    Aber es scheint so, als wenn die Menschen weniger unter Kontrolle haben als bisher gedacht. Sie schleppen Pflanzen, Tierarten und vor allem Keime über den ganzen Erdball.

    Aber: die Erde wehrt sich. Sie hat noch einiges im Köcher.

    Jetzt: COVID-19. Die Menschen kommen mit dem Mutationstempo der Viren nicht mehr mit.

    Plötzlich können die Menschen nicht mehr Mensch sein. Kein Fußball, kein Rammstein, keine Helen Fischer. Nicht mal lokaler Sport, lokale Kultur. Keine Umarmungen, kein Hand Geben, kein Streicheln, kein in der Menge baden. Kein Krach mehr (Party machen). Weniger Umweltverschmutzung durch Flugzeuge, Kreuzfahrtschiffe.

    Die Bewegungsfreiheit wird eingeschränkt.

    Das wird auch auf Dauer so sein müssen, denn zig Millionen leben im Dreck, haben kein sauberes Wasser und schon gar keine Gesundheitsversorgung.

    Die Vergötterung des sogenannten Wachstums, sie bricht zusammen. Was die Menschen rational nicht hinbekommen, die Selbstbeschränkung, die gelingt - hoffentlich.

    Denn: das wird nicht die letzte Katastrophe sein. Je mehr Menschen es gibt, desto größer wird auch die Seuchengefahr.

    Na gut, vielleicht gewöhnen sich die Menschen dran. Es wird immer mehr Krankheiten geben, die man nicht wirklich stoppen kann. Im Mittelalter hat man auch damit gelebt.

    Das ist eine weitere Macke der Menschen: sie gewöhnen sich.

    Wir wissen doch alle, was wir uns für Gegner aufbauen: die Atomwaffen, die geloppierende Klimaveränderung. Wenn das so weitergeht, kann die Menschheit sich ihre Todesart aussuchen.

    Eine Eigenschaft der Menschen ist: als Herdentiere sind sie besonders solidarisch, wenn ein Feind droht. Das wird auch in Filmen dargestellt: die Aliens aus dem Weltraum wollen die Menschen vernichten. Jetzt haben wir den Feind. COVID-19. Hält die Menschheit jetzt zusammen?

12.Februar 2022: Wie wahr wie wahr.

Und jetzt noch der drohende dritte Weltkrieg, Ausgang Ukraine.

Der Nationalismus ist menschenfeindlich. Seit es in Europa und in der Welt Staaten gibt, glauben Regierungen das Recht zu haben, Minoritäten aller Art unterdrücken zu müssen, ihnen Sprache und Kultur zu verbieten und sie im Zweifelsfall um Besitz, Leib und Leben zu bringen.

Immer noch gelten im Kriegsfalle die normalen staatsbürgerlichen Prinzipien nicht mehr. Man kann Mörder nicht aburteilen, weil sie regieren. Und wenn diese Mörder noch Atomwaffen besitzen und ihre nationalistische Ideologie vor den Schutz der Bevölkerungen vor Gewalt stellen, wird die Menschheit immer gefährdet sein.

Nehmen wir China und Taiwan. Der Nationalismus der Volksrepublik (schöner Name) ist vorgeschoben, in Wahrheit geht es um die Staatsform. Es geht darum, jede Art von Rechtsstaatlichkeit auszumerzen. Das ist dasselbe Ding wie mit Russland und der Ukraine.

Pazifismus geht leider auch nicht. Würde man die Armeen abschaffen, ginge die Gewalt nur im Waffenniveau herunter. Es gibt dann Warlords, Gottesstaaten und andere Widerwärtigkeiten. Auch ohne Polizei geht es nicht. Warum nicht? Es liegt in der Natur des Menschen, schlimme gewalttätige Strukuren aufzubauen, wenn eine demokratisch geführte Polizei nicht mehr vorhanden ist. Mafia, IS, Iran-Hamas-Hisbolla ...

Andere Quellen

Philoclopedia
Eine vergleichbare Aufzählung von sehr wahrscheinlichen Ereignissen, die zur Dezimierung oder gar Auslöschung der Menschheit führen.